FIR Kongress in Barcelona mit konkreten Ergebnissen

2. November 2023

Ende Oktober reisten etwa 100 Delegierte und Gäste in Barcelona zum XIX regulären Kongress der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten. Sie kamen aus Norwegen und Marokko, aus Portugal, Italien und Griechenland, sowie Mitteleuropa und natürlich aus Spanien in die katalanische Hauptstadt. Der Kongress wurde hier abgehalten zum Gedenken an den 85. Jahrestag der „Despedida“, der erzwungenen Abreise der Internationalen Brigaden im Oktober 1938, die damals mit einer eindrucksvollen Verabschiedung durch „La Pasionaria“ stattfand. An dieses historische Ereignis wurde am letzten Tag des Kongresses mit drei eindrucksvollen Veranstaltungen in der Region erinnert.
Eröffnet wurde die Tagung mit einer Zeremonie im Ehrensaal des Alten Rathauses. Gemeinsam mit der neugewählten Bürgermeisterin von Barcelona wurde im historischen Saal der „Michel-Vanderborght-Award“ verliehen, eine Auszeichnung für Initiativen und Aktivistinnen, für Künstlerinnen und Publistist*innen, die mit den Idealen der FIR verbunden sind. Bei der Feier und in den Medien besonders wahrgenommen wurden die Auszeichnung der italienischen Senatorin Lilianna Segre, Auschwitz-Überlebende, die eine klare antifaschistische Botschaft nach dem Wahlsieg der italienischen Faschisten im vergangenen Jahr formuliert hatte, und die Ehrung von zwei spanischen Antifaschistinnen, Teresa Alonso und Delfina Tomas, Zeitzeuginnen des Spanischen Krieges und der Franco-Verfolgung. Aus Deutschland wurde das „Solidaritätsnetzwerk von Betroffenen rechter-rassistischer und antisemitischer Gewalt“ mit diesem Preis ausgezeichnet.

Der Kongress selber fand am zweiten Tag im Sitzungssaal der Gewerkschaft CCOO statt. Logisch, dass der Generalsekretär der Organisation den Kongress begrüßte. Ansprachen kamen auch von der katalanischen Ministerin für Erinnerungsarbeit und einem Staatssekretär der spanischen Regierung, der für das Programm „Demokratisches Gedenken“, das sich der Aufarbeitung der Verbrechen im Franco-Regime und für die Entschädigung der Verfolgten einsetzt, verantwortlich ist. Die gemeinsame Überzeugung der deutschen Gäste war, dass sie solch klare antifaschistische Botschaften noch von keiner Bundesregierung gehört hätten.
Natürlich ging es auf dem Kongress um eine Rechenschaftslegung der vergangenen vier Jahre, die durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine massiv in das Leben der internationalen Dachorganisation eingegriffen hatten. Es wurde insbesondere bedauert, dass aufgrund der Kriegssituation weder die Verbände aus Russland und der Ukraine, noch aus Israel an dem Kongress teilnehmen konnten. Leider fehlten auch andere Mitgliedsverbände.
Im Zentrum der Beratung standen die politischen Debatten zu den zentralen Fragen internationaler antifaschistischer Politik, insbesondere dem Handeln für den Frieden, die Bewahrung der antifaschistischen Erinnerung gegen jegliche Geschichtsfälschung und der erschreckende Aufschwung neofaschistischer und extrem rechter Parteien und Kräfte, was eine Drohung auch für die anstehenden Europawahlen darstellt. Wie in einer heterogenen Dachorganisation nicht anders zu erwarten, gab es durchaus kontroverse Debatten insbesondere zum Krieg im Nahen Osten, aber auch zum Umgang mit dem europäischen Parlament. Dennoch standen am Ende vier Erklärungen die einmütig beschlossen werden konnten und Orientierung für die Arbeit bis zum nächsten Kongress bringen sollen, darunter ein Aufruf für zivilgesellschaftliche Interventionen in den Europawahlkampf.
Es war ein eindrucksvolles Zeichen der Gemeinsamkeit, dass das Leitungsgremium einmütig gewählt wurde. Ihm gehören an der ungarische Präsident, ein italienischer Vizepräsident, Regina Girod als deutsche Vizepräsidentin, der deutsche Generalsekretär, sowie dreizehn Mitglieder von Belgien bis Serbien, von Russland bis Spanien und Griechenland.