Carla Nespolo, Präsidentin des Partisanenverbandes ANPI verstorben

5. Oktober 2020

Mit großer Trauer müssen der italienische Partisanenverband ANPI und die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) den Tod von Carla Nespolo bekannt geben. Sie wurde 2017 als erste Präsidentin des italienischen Verbandes gewählt.

Geboren 1943 in Novara (Piemont) entstammt sie einer kommunistischen Familie, die aktiv im italienischen Widerstand gegen die deutsche Besatzung gekämpft hat. Ihr Onkel Amino Pizzorno war Vizekommandant des VI. Partisanengebietes, das zwischen Piemont und Ligurien operierte.

Sie entschied sich für ein Lehrerstudium, was sie mit einem Hochschuldiplom abschloss. Gleichzeitig war sie für die PCI politisch engagiert und wurde die erste kommunistische Parlamentarierin in Piemont. Später war sie zwei Wahlperioden Abgeordnete der Italienischen Republik, anschließend – bis 1992 Senatorin der Republik. Als ausgebildete Lehrerin wurde sie Vizepräsidentin der Bildungskommission, wo sie sich für die Reform der Gymnasien einsetzte, später der Umweltkommission, wo sie sich auch in außerparlamentarischen Aktionen für den Umweltschutz einsetzte.

Ein zentrales Anliegen waren Gesetze zu Frauenrechten. Sie war Mitglied des Sonderausschusses für das Gesetz zur Gleichstellung von Männern und Frauen am Arbeitsplatz und kämpfte gegen sexuelle Gewalt.

Mit demselben Engagement, wie Carla Nespolo ihre parlamentarische und außerparlamentarische Arbeit umgesetzt hatte, war sie bereit, auch Verantwortung für die antifaschistische Organisation, ANPI, der sie seit Jahrzehnten verbunden war, zu übernehmen. Als Prof. Carlo Smuraglia 2017 aus gesundheitlichen Gründen seine Funktion als Präsident von ANPI abgeben musste, zögerte sie nicht, diese Aufgabe zu übernehmen. Sehr schnell erwarb sie sich auch international eine hohe Anerkennung, wie auf der Konferenz von ANPI und FIR im Dezember 2018 in Vorbereitung auf die Europawahlen sichtbar wurde. Sie unterstützte die internationale Verbundenheit der FIR-Verbände, war aber auch offen für neue Mitstreiter aus der antirassistischen und gesellschaftlichen Bewegung.

Zurecht erklärte ANPI erklärte in der Trauerbotschaft, Carla Nespolo habe mit großer Weisheit, Leidenschaft, politischer und kultureller Intelligenz in der großen Tradition der Autorität und des aktiven Erbes der Werte und Prinzipien des Widerstands gewirkt. Trotz zunehmender Krankheit hat sie mit großem Engagement die Kampagne von ANPI in diesem Jahr gegen die Veränderung der antifaschistischen Verfassung angeführt und mit ihren Beiträgen bereichert.

Die FIR und die internationale antifaschistische Bewegung verliert mit ihr eine große Repräsentantin der Ideale des Widerstandes. Sie wird uns immer im Gedächtnis bleiben.