Europawahlen 2019 – FIR bietet Plakate für antifaschistische Verbände

25. Januar 2019

Die Wahlen zum Europäischen Parlament im Mai 2019 kommen immer näher und auch die antifaschistischen Verbände sind gefordert, ihren Beitrag zur politischen Debatte und gegen den Vormarsch extrem rechter und rechtspopulistischer Parteien und Gruppierungen in diesem Wahlkampf zu leisten. Der Exekutivausschuss der FIR hat dazu einen gemeinsamen Aufruf „Call of FIR“ verfasst, der unsere inhaltliche Position zu Europa und die Ziele unseres Eingreifens beschreibt. Diesen Aufruf können die Mitgliedsverbände übernehmen oder mit ihren nationalen Themen erweitern.

Als Hilfestellung für das öffentliche Auftreten der FIR und ihrer Mitgliedsverbände in diesen Auseinandersetzungen haben wir ein Plakat und kleine Handzettel vorbereitet, auf denen unsere gemeinsame Losung: „Für ein Europa ohne Rassismus und Faschismus“ in verschiedenen Sprachen abgedruckt ist.

Am Kopf des Plakates findet ihr das Logo der FIR und – wenn ihr wollt – das Logo der jeweiligen Mitgliedsorganisation. Das Büro der FIR kann für jeden Mitgliedsverband eine entsprechende Druckvorlage (A2 oder A3) als PDF-Format erstellen, die in euren Ländern gedruckt werden kann. Bitte gebt uns möglichst bald Rückmeldung, ob ihr eine Vorlage haben möchtet.

Was bedeutet Antifaschist sein heute?

20. Dezember 2018

Nachfolgender Artikel aus der „jungen Welt“ berichtete über die internationale Konferenz von ANPI Mitte Dezember in Rom:

Offene Rassisten und extrem rechten Parteien in Regierungsverantwortung, antidemokratische, nationalistische und rechtspopulistische Parteien im Aufwind, offen faschistische, gewalttätige und nationalistische Gruppen auf den Straßen – mit solchen und weiteren Stichworten kann man die aktuelle Situation in Europa beschreiben.

Vor diesem Hintergrund lud ANPI, die antifaschistische italienische Partisanenorganisation, am 14./15. Dezember unter dem Titel: „ Antifaschist sein im heutigen Europa“ zu einer internationalen Konferenz nach Rom ein. Unter den gut hundert Gästen waren antifaschistische und Veteranenverbände aus Spanien, Portugal und Griechenland, aus Belgien, Deutschland, Großbritannien und Österreich, aus Kroatien, Slowenien und Ungarn sowie aus Polen und Russland. Grußschreiben kamen aus Frankreich und Serbien. Zumeist waren es Mitgliedsverbände der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR), deren Leitung ebenfalls präsent war.

In Redebeiträgen und Diskussionen ging es nicht nur um eine Bestandsaufnahme der aktuellen Entwicklungen in den einzelnen Ländern, sondern um politische Antworten der antifaschistischen Kräfte gegen die Rechtsentwicklung und die unterschiedlichen Bedingungen der gesellschaftlichen Mobilisierung vor Ort und in Europa.

So berichteten Gäste aus Italien, Belgien, Polen und Ungarn über die Probleme, die sich aus dem Einfluss der rassistischen, antidemokratischen und nationalistischen Parteien auf die Regierungen für politisches Handeln im Sinne der sozial Schwächsten der Gesellschaft und der Flüchtlinge ergeben. Die Vertreter Österreichs, Sloweniens, Kroatiens und Serbiens verwiesen auf die Gefahren der Rehabilitierung von Ustascha-Faschisten als „Kämpfer für ein unabhängiges Kroatien“. Sie machten den Vorschlag, das jährliche Geschichtsrevisionisten-Treffen in Bleiburg durch internationale Aktionen zu beantworten.

In den Beiträgen wurde die Vielfalt der antifaschistischen Positionen in den jeweiligen Ländern sichtbar. Einige forderten vor allem ihre Regierungen auf, das Handeln rassistischer und extrem rechter Parteien und Gruppen zu verbieten, andere, z.B. ein Vertreter einer Gewerkschaftsgruppe aus London, berichteten von ihren Erfahrungen des gesellschaftlichen Widerstandes, den Blockaden und anderen Aktionen gegen rassistische Provokationen. Unterschiedliche Meinungen gab es in der Frage, gegen wen bzw. was sich das politische Handeln von Antifaschisten richten müsse. Einzelne vertraten die Position, dass nur ein konsequentes Handeln gegen den Kapitalismus als Wurzeln der faschistischen Gefahr und die EU bzw. NATO notwendig sei. Die Mehrheit der anwesenden Verbände plädierte dafür, politisch möglichst breit angelegte Aktionen gegen Rassismus und Faschismus vorzuschlagen, die Zugänge für ganz unterschiedliche politische Kräfte zum gemeinsamen antifaschistischen Handeln eröffnen.

Positiv aufgenommen wurde der Vorschlag der FIR, eine gleichgerichtete Kampagne unter der Losung „Für ein Europa ohne Rassismus und Faschismus!“ mit gemeinsamen Plakaten und weiterem Öffentlichkeitsmaterial zur Europawahl im Mai 2019 auf den Weg zu bringen.

Überhaupt stand im Zentrum aller Beiträge der Gedanke, wie eine Verstärkung der Einigkeit aller antifaschistischen und antirassistischen Kräfte möglich werden könnte. Dabei war der Blick nicht nur auf die Mitgliedsverbände der FIR gerichtet, sondern auch auf die Vernetzung mit anderen antirassistischen und zivilgesellschaftlichen Initiativen, wie z.B. „Stand up to Racism“, UNITED oder andere Strukturen.

Zu einem internationalistischen Höhepunkt wurde der kurze Auftritt von Marina Silva, der Gegenkandidatin zu Jair Bolsonaro im brasilianischen Präsidentschaftswahlkampf. Sie schilderte anschaulich die dramatische Entwicklung in ihrer Heimat, die durch die juristische Verfolgung von Politiker der Linken, dem Abbau demokratischer Freiheiten und vor allem der Rechte der Frauen, sowie zunehmender Aggression gegen Venezuela geprägt ist.

Carla Nespolo, Präsidentin von ANPI, betonte in ihrer Abschlussrede noch einmal die Verantwortung aller Antifaschisten für die Verteidigung der Freiheit, die Bewahrung des historischen Vermächtnisses und die Solidarität mit Menschen auf der Flucht. Sie unterstrich die Notwendigkeit der Vernetzung und Einheit der antifaschistischen und antirassistischen Kräfte in Europa und der Welt. Dazu sollen in 2019 weitere internationale Beratungen und Tagungen stattfinden. Symbolisch wurde diese Einheit am Ende der Konferenz deutlich, als alle Teilnehmenden – in ihren jeweiligen Sprachen – gemeinsam das Partisanenlied „Bella Ciao“ anstimmten.

Die politische Erklärung der Tagung findet sich auf der englischsprachigen Seite der FIR

Solidarität mit der italienischen Veteranenorganisation ANPI

9. Dezember 2018

Die FIR, die Dachorganisation von Verbänden ehemaliger Veteranen, Partisanen, Deportierten und Verfolgten sowie Antifaschisten heutiger generationen ist tief empört über den neofaschistischen Angriff gegen die traditionsreiche italienische Veteranenorganisation ANPI. Mit Plakaten und bengalischen Feuern versuchten die „Helden“ der neofaschistischen Forza Nuova das Büro der Organisation am Wochenende zu attakieren.

Wir versichern unseren italienischen Kameraden die volle Solidarität der FIR und aller ihrer Mitgliedsverbände.

Gemeinsam werden wir die Bedrohung durch neofaschistische Gewalttäter und rechtspopulistische Demagogen zurückweisen.

Gemeinsam stehen wir für die Ideale des Antifaschismus, die Verteidigung der Freiheit und der Demokratie.
Wir freuen uns, dass wir dies auf der antifaschistischen Konferenz am kommenden Wochenende in Rom auch persönlich dokumentieren können.

Hundertausende demonstrieren in Deutschland gegen Rassismus

13. Oktober 2018

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Am 13. Oktober 2018 haben auf mehreren Demonstrationen in Berlin, Bayern und Hessen mehrere hunderttausend Menschen gegen Rassismus, Ausgrenzung, „Festung Europa“ und Intoleranz demonstriert.

Unter dem Motto „unteilbar – Solidarität statt Ausgrenzung“ marschierten allein in Berlin 240.000 Menschen. Viele Menschen hatten Transparente, Plakate und Luftballons dabei. Unter anderem war zu lesen „Nein zur Hetze gegen Muslime“ und „Rassismus ist keine Alternative“. Ein riesiges Transparent trug die Aufschrift „Solidarität mit den Opfern rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt“.

Aufgerufen hatten antifaschistische und antirassistische Verbände, Gewerkschaften, kirchliche Gruppen und Organisationen der Zivilgesellschaft. Auch linke politische Parteien schlossen sich dem Aufruf an. Zum Schluss rief selbst die SPD zur Teilnahme auf, obwohl sich viele Forderungen auch gegen deren Regierungspolitik richteten.

Zeitgleich demonstrierten auch in Bayern bei mehreren Aktionen einige tausend Menschen gegen Rassismus, Demokratieabbau und Rechtsentwicklung, obwohl bereits vor 10 Tagen 40.000 Demonstranten in der Bayerischen Landeshauptstadt auf der Straße waren.

Auch in Hessen sind tausende Menschen gegen Rassismus, Diskriminierung und die AfD auf die Straße gegangen. In Frankfurt fand die größte Demonstration statt. Unter dem Motto „Wir sind mehr“ hatte der Verein „Lautstark gegen Rechts“ mit einem Bündnis von rund 40 Initiativen, Parteien und Gewerkschaften aufgerufen. Auch Solidarität mit Flüchtlingen und Ablehnung von Abschiebungen in Krisengebiete waren Themen der Demonstration. Aktionen gegen einen Einzug der AfD in den Wiesbadener Landtag gab es am Samstag nach Angaben des Bündnisses „Keine AfD in den Landtag“ in mehreren hessischen Städten, darunter in Baunatal (Kassel), Darmstadt und Gießen.[:en]

Ausstellung „Antifaschistischer Widerstand in Europa“

8. Oktober 2018

Seit fünf Jahren wird die Ausstellung der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten und des Institut des Vétérans (Belgien) „Europäischer Widerstandskampf gegen den Nazismus“ in verschiedenen Ländern Europa gezeigt. Gestartet im Europäischen Parlament in Brüssel 2013 war sie bereits in Belgien, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Italien, Russland, Serbien, der Slowakei und Ungarn. Eine wichtige Präsentation war auch während der 100-Tage dauernden internationalen Kunstausstellung documenta14 im Sommer 2017 in Kassel mit mehreren Begleitveranstaltungen.

Die Ausstellung umfasst 50 Tafeln für alle europäischen Länder der damaligen Zeit, die im Kampf gegen den Nazismus eingebunden waren: Italien, Spanien, Portugal, Deutschland, Österreich, Tschechoslowakei, Polen, Norwegen, Dänemark, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Frankreich, Großbritannien, Sowjetunion, Ungarn, Albanien, Jugoslawien, Griechenland, Bulgarien und Rumänien.

Die Ausstellung lebt durch eindrucksvolle Bilder und reproduzierte Dokumente, die die knappen erläuternden Texte unterstreichen. Bei der Auswahl der Illustrationen, die oftmals von den nationalen Verbänden der Widerstandskämpfer und Antifaschisten zur Verfügung gestellt worden sind, wurden besonders solche Bilder gewählt, die Männer und Frauen, nationale Besonderheiten des Kampfes und allgemeine Tendenzen zum Ausdruck bringen konnten. Zu finden sind Fotos des Slowakischen Nationalaufstands, des Kopenhagener Generalstreiks, der jugoslawischen Partisanenarmeen oder das Flugblatt der KPD von 1938 „Wider die Judenpogrome“, eines der wenigen Beispiele des öffentlichen Protests gegen diese antisemitischen Übergriffe in Deutschland. Die Ausstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie zeigt aber, dass der Widerstandskampf in allen europäischen Ländern in unterschiedlicher Form und unter Berücksichtigung der nationalen Spezifika stattfand.

Die Ausstellung ist dreisprachig deutsch, englisch, französisch.

Eine Präsentation der Ausstellung sollte getragen werden von regionalen gesellschaftlichen Netzwerken und verbunden sein mit einem historisch-pädagogischen Begleitprogramm zur Geschichte des antifaschistischen Widerstandes, bei dem die VVN-BdA gerne unterstützend behilflich ist.

Technische Details:

Die Ausstellung umfasst 50 Stelltafeln (Roll-Ups) im Format 215 x 120 cm. Die komplette Ausstellung ist in einem PKW (Kombi) transportierbar.

Kosten:

Die Ausleihgebühr beträgt pro Woche 200 €. Die Veranstalter sind verantwortlich dafür, eine Versicherung gegen Sachbeschädigung und Transportschäden abzuschließen.

Kontakt:

Fédération Internationale des Résistants (FIR) – Association Antifasciste, Magdalenenstr. 19, 10365 Berlin, Generalsekretär: Dr. Ulrich Schneider, E-Mail: office@fir.at

45 Jahre Chile-Solidarität – auch heute aktuell

12. September 2018

9/11 – der 9. September ist in doppelter Hinsicht ein Datum amerikanischer Geschichte. Es ist nicht nur der Tag, an dem die Twin-Towers in New York angegriffen wurden, sondern es ist auch der Tag, an dem vor 45 Jahren, am 9. September 1973, der Sozialist und chilenische Präsident Allende durch einen Putsch entmachtet und getötet wurde. Dieser Putsch wurde vorbereitet und organisiert vom amerikanischen Geheimdienst CIA und durchgeführt vom chilenischen General Pinochet.

Mit diesem Tag begann für die FIR und ihre Mitgliedsverbände ein neues Kapitel der internationalen Solidaritätsarbeit. Mit klaren politischen Erklärungen verurteilten die antifaschistischen Verbände diesen faschistischen Militärputsch. Der Putsch führte zu einer intensiven Debatte, ob und unter welchen Bedingungen die Errichtung einer faschistischen Diktatur gegen den Vormarsch sozialistischer Bewegungen heute wieder möglich wäre. Noch existierte die Franco-Diktatur, die Erfahrungen mit der griechischen Militärjunta waren ebenfalls aktuell und nun wurde – mit Unterstützung des US-Geheimdienstes – eine Militärdiktatur, die die Interessen der großen US-Monopole schützen sollte, errichtet.

Gleichzeitig unterstützten die FIR und ihre Mitgliedsverbände die verschiedenen Komitees der Chile-Solidarität, die sich weltweit gegründet hatten und die sich um politisch-verfolgte Chilenen im Exil, aber auch im Land selber kümmerten. In einer politischen Kampagne forderten die FIR und die Verbände „Freiheit für Luis Corvalan und alle politischen Gefangenen“. Sie beteiligten sich an eindrucksvollen Konzerten mit chilenischen Künstlern wie Inti Illimani und Quilapayun, die Lieder von Victor Jara und andere Stücke in Europa populär machten. Solche Konzerte in verschiedenen europäischen Staaten in Ost und West waren emotionale Höhepunkte der Solidaritätsbewegung. Natürlich war die Solidaritätsbewegung in den 17 Jahren der Diktatur nicht immer gleich stark. Doch das Ende der Pinochet-Herrschaft 1990 wurde von allen Antifaschisten gefeiert.

Bis heute fehlt es jedoch an einer politischen und juristischen Aufarbeitung. Der Versuch, Pinochet selber für die Verbrechen anzuklagen, scheiterte und endete mit seinem Tod 2006. Aber auch weitere Verantwortliche der Menschenrechtsverletzungen blieben unangetastet. Nicht nur der chilenische Verband ehemaliger politischer Gefangener kämpft um eine politische Rehabilitierung der Verfolgten und eine gesellschaftliche Wiedergutmachung für die Opfer der faschistischen Barbarei. Die FIR unterstützt anlässlich des 45. Jahrestags des faschistischen Putsches dieses Anliegen aller chilenischen Demokraten – im Land selber und im Exil.

Eindrucksvolle Eröffnung der Ausstellung „Europäischer Widerstand“ in Dortmund

8. September 2018

Anfang Juni 2018 wurde in der größten Dortmunder Bildungs- und Begegnungsstätte, dem Dietrich Keuning Haus, die FIR-Ausstellung „Europäischer Widerstand gegen den Nazismus 1922-1945“ eröffnet. Vor etwa 150 Gästen, darunter viele junge Leute, begrüßte die Bürgermeisterin der Stadt Dortmund, Birgit Jörder, die Interessierten und betonte die Bedeutung der antifaschistischen Erinnerungsarbeit für die Stadtgesellschaft. Der Generalsekretär der FIR, Dr. Ulrich Schneider, führte in seinem Einführungsreferat in den Aufbau der Ausstellung ein, erläuterte die Konzeption und die inhaltliche Schwerpunktsetzung diese Ausstellung. Er unterstrich, dass diese Ausstellung ein „Mutmacher“ für heute sein solle, sich nicht nur mit der Geschichte zu beschäftigen, sondern auch den aktuellen Tendenzen der Rechtsentwicklung entgegenzutreten. In der Pause machte er mit zahlreichen Gästen einen kurzen Rundgang und zeigte an ausgewählten Tafeln die Umsetzung des Konzeptes.

Der inhaltliche Höhepunkt der Eröffnung war ohne Zweifel der Auftritt der Zeitzeugin Esther Bejarano (Mädchenorchester von Auschwitz), die aus ihren Erinnerungen las und anschließend mit ihrem Enkel Joram und der Microphone Mafia ein Konzert mit antifaschistischen und jiddischen Liedern gestaltete.

Die Ausstellung wird für vier Wochen in Dortmund zu sehen sein, zahlreichen Schulklassen und Jugendgruppen haben bereits ihren Besuch angekündigt. Außerdem wird die Ausstellung durch mehrere inhaltliche Begleitveranstaltungen ergänzt. Darunter sind eine Lesung der Töchter von Peter und Ettie Gingold, die im französischen Widerstand kämpften, und ein Rezitationsabend mit Dortmunder Schauspielern, die Texte von berühmten deutschen Autoren über den Faschismus und antifaschistischen Widerstand vortragen werden.

Die Eröffnung wurde durch ein Fernsehteam des WDR und das Freie Radio Dortmund begleitet.

 

Foto von jochen vogler – r-mediabase.eu

FIR betrauert Tod von UN-Generalsekretär Kofi Annan

18. August 2018

Der ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen starb am 18. August 2018 im Kreise seiner Familie nach kurzer Krankheit. Annan wurde 80 Jahre alt.

Kofi Annan wurde am 8. April 1938 geboren und verbrachte fast sein gesamtes Berufsleben bei den Vereinten Nationen. 1997 wurde der Ghanaer als erster aus Afrika stammender Politiker zum UN-Generalsekretär gewählt. Fünf Jahre später hatte er sich international einen solchen Ruf erworben, dass seine Wiederwahl unumstritten war.

Als Vertreter Ghanas hat er sich mit besonderer Verantwortung für die Belange Afrikas eingesetzt. Neben zahlreichen Auszeichnungen erhielt er 2001 zusammen mit den Vereinten Nationen, die er zwischen 1997 und 2006 leitete, den Friedensnobelpreis.

In den zehn Jahren an der Spitze der Vereinten Nationen galt Annan als das moralische Gewissen der Welt. Er setzte sich mit Charisma und diplomatischem Geschick für Arme und Unterdrückte ein, warb für Frieden und Gerechtigkeit und bot den USA im Streit um den Irakkrieg die Stirn.

Im Mai 2005 kam es in Moskau zu einer Begegnung des ehemaligen FIR – Präsidenten Michel Vanderborght, des damaligen FIR – Vizepräsidenten Vilmos Hanti und des Generalsekretärs Dr. Ulrich Schneider mit Kofi Annan und zu einem kurzen Meinungsaustausch.

Auch nach Ende seiner Funktion als UNO Generalsekretär setzte er sich weiterhin für internationale Friedensbemühungen ein. Fast sechs Monate lang versuchte Annan als UN-Sondergesandter, eine Lösung für den Syrienkonflikt zu finden und den Krieg zu einem Ende zu führen – leider erfolglos.

Kofi Annan war ein Staatsmann, der sich sein Leben lang für eine gerechtere und friedlichere Welt eingesetzt habe. Als Diplomat hat er viele Menschen mit seinem tiefen Mitgefühl und seiner Empathie bewegt. Er war eine Inspiration für Jung und Alt.

Internationale Lagergemeinschaften verabschieden „Appell von Mailand“

13. Juli 2018

Am 1. Juli organisierte der italienische Verband der FIR, ANED, ein Treffen der Internationalen Lagerkomitees in Mailand. Nach einer sehr fruchtbaren Debatte über die gemeinsamen Aufgaben, über die Arbeit mit und in den Gedenkstätten und mit den jungen Generationen, beschlossen sie den „Mailänder Appell“. Die FIR unterstützt diese Erklärung. 

Die Präsidenten, Vizepräsidenten und Generalsekretäre der Internationalen Komitees der Nazi Konzentrationslager haben sich – auf Initiative der Associazione Nationale Ex Deportati Nei Campi nazisti (ANED) – am 1. Juli 2018 in der Casa della Memoria in Mailand getroffen.

Angesichts der aktuellen Bedrohungen gegen das Gedächtnis und gegen die Zukunft Europas und seiner MitbürgerInnen, veröffentlichen wir folgenden feierlichen Aufruf:

Wir sind die Träger des Gedächtnisses der Überlebenden der Naziverbrechen:

dieses lebendige und schmerzvolles Gedenken macht aus uns die Sprecher für die abertausenden Männer und Frauen, die die Lager überlebt haben. Wir sind entweder Angehörige oder Nachkommen der Überlebenden bzw. normale BürgerInnen, die innerhalb ihrer verschiedenen Organisationen aktiv sind.

Es liegt uns am Herzen die früheren KZ-Lager, die heute Erinnerungsorte geworden sind, zu schützen und sie vor dem Vergessen, der Banalisierung sowie der Zerstörung zu bewahren. Wir beziehen uns unter anderem auf den Entschluss des Europaparlaments vom 11. Februar 1993 betreffend den europäischen und internationalen Schutz für historische Denkmäler der Orte der Nazi-Konzentrationslager. Die jüngsten Angriffe auf die historische Substanz in Mauthausen und Flossenbürg empören uns zutiefst.

Wir sind empört dass eine von der UNO am 21. November 2014 präsentierte Resolution „für den Kampf gegen eine Verherrlichung des Nazismus, des Neo-Nazismus und anderer Praktiken die die zeitgenössischen Formen des Rassismus, der Rassendiskriminierung, des Fremdenhasses und der ihr zugehörigen Intoleranz befeuern“ nicht angekommen wurde, wegen 3 Nein-Stimmen und 55 Enthaltungen (unter ihnen die der europäischen Mitgliedsländern).

Gegenüber aller nationalistischen und populistischen Versuche diese Orte der Barbarei sowie die Kämpfe und die Solidarität aus dem europäischen Gedächtnis verschwinden zu lassen, bleiben wir überaus wachsam.

Die allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 erinnert daran daß: „(…) die Nichtanerkennung und Verachtung der Menschenrechte zu Akten der Barbarei geführt haben, die das Gewissen der Menschheit mit Empörung erfüllen (…).“ Hunderttausende von Deportierten in die Nazilager sind die Opfer dieser Barbarei geworden.

Seit über siebzig Jahren sind die Überlebenden und ihre Nachkommen den Versprechen bei der Befreiung ihrer Lager treu geblieben. Unermüdlich haben sie sich für den Frieden und für die brüderliche Solidarität unter den Völkern eingesetzt.

Durch ihr Zeugnis haben sie gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenhass und die Thesen der Rechtsextremisten in Europa gekämpft. Auf die Ankunft von Flüchtlingen, die von Krieg und Hunger getrieben sind, ist die Antwort von verschiedenen europäischen Staaten nicht eine humanitäre Aufnahme sondern die Schließung ihrer Grenzen. Das Mittelmeer ist zu einem riesigen Friedhof geworden wo die Hoffnungen von Tausenden von Männern, Frauen und Kindern ein Ende finden. Europa scheint sein Gedächtnis verloren zu haben: viele Europäer waren, vor und nach dem Krieg, selber Flüchtlinge. Sie haben manchmal Solidarität erfahren aber auch Diskriminierung und Zurückweisung. Europa muss die schrecklichen Lektionen seiner jüngsten Geschichte lernen und nicht die Augen vor seiner Verantwortung schließen:

Welche Werte wollen wir den jungen Generationen vermitteln? Egoismus und die Angst vor dem Anderen dürfen die Werte des Humanismus, die im Herzen unserer gemeinsamen Geschichte und unserer Verpflichtungen stehen, nicht ersetzen.

Wir appellieren deshalb an die vom Volk gewählten Vertreter in den verschiedenen nationalen und europäischen Institutionen und bitten sie, sich bei der Suche nach adäquaten Antworten in der Flüchtlingsfrage vor allem vom Respekt vor der Menschenwürde eines jeden leiten zu lassen.

Erste Unterschriften:

  • Associazione Nazionale Ex Deportati Nei Campi nazisti (ANED):

Dario Venegoni, Präsident, Aldo Pavia: Vize-Präsident

  • Comité International de BUCHENWALD-DORA:

Dominique Durand, Präsident

  • Comité International de DACHAU:

Jean-Michel Thomas, Präsident, Preben Dietrichson, Administrator

  • Association des déportés et familles des disparus du camp de concentration

de FLOSSENBÜRG et Kommandos:

Michel Clisson, Président

  • Comité International de MAUTHAUSEN

Guy Dockendorf, Präsident, Floriana Maris, Vize-Präsidentin, Jean-Louis Roussel, Vize-Präsident

  • Comité International de NATZWEILER-STRUTHOF:

Jean-Marie Muller, Präsident, Claes Reksten, Generalsekretär

  • Amicale Internationale de NEUENGAMME:

Jean-Michel Gaussot, Président, Christine Eckel, Secrétaire générale,

  • Comité International de RAVENSBRÜCK:

Ambra Laurenzi, Präsidentin, Jeanine Bochat, Vize-Präsidentin

FIR erinnert an die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948

25. Juni 2018

In der vergangenen Woche berichtete das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, dass aktuell fast 70 Mio. Menschen in allen Teilen der Welt auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung und Hunger seien. 85 Prozent der Flüchtlinge lebten in teils bitterarmen Ländern oder solchen mit niedrigen oder mittleren Einkommen. UNHCR-Chef Filippo Grandi appellierte an die humanitäre Verantwortung reicher Staaten. „Niemand wird freiwillig zum Flüchtling. Aber wir anderen können helfen.“

Die FIR sah sich immer in der politischen Verantwortung zur Hilfe für Menschen, die sich auf der Flucht befinden. Anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni 2018 erinnern wir an das gemeinsame Versprechen aller Kräfte der Anti-Hitler-Koalition, wie es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 niedergeschrieben ist:

Da die Anerkennung der angeborenen Würde und der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller Mitglieder der Gemeinschaft der Menschen die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt bildet, da die Nichtanerkennung und Verachtung der Menschenrechte zu Akten der Barbarei geführt haben, die das Gewissen der Menschheit mit Empörung erfüllen, …

verkündet die Generalversammlung diese Allgemeine Erklärung der Menschenrechte als das von allen Völkern und Nationen zu erreichende gemeinsame Ideal, damit jeder einzelne und alle Organe der Gesellschaft sich diese Erklärung stets gegenwärtig halten und sich bemühen, durch Unterricht und Erziehung die Achtung vor diesen Rechten und Freiheiten zu fördern und durch fortschreitende nationale und internationale Maßnahmen ihre allgemeine und tatsächliche Anerkennung und Einhaltung durch die Bevölkerung der Mitgliedstaaten selbst wie auch durch die Bevölkerung der ihrer Hoheitsgewalt unterstehenden Gebiete zu gewährleisten.

Artikel 1

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.

Artikel 2

Jeder hat Anspruch auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand. …

Artikel 3

Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.

Bis heute sind diese Rechte nicht überall Wirklichkeit und selbst europäische Regierungen treten diese Grundsätze mit Füßen, z.B. der italienische Innenminister Salvini, der ein ethnisches Bevölkerungsregister einführen will, Ungarn mit der angekündigten Internierung von Flüchtlingen oder die von verschiedenen europäischen Ländern geplanten „Auffanglager“ in Nordafrika oder in Europa selber sowie die baltischen Regierungen mit der Diskriminierung russischer Bevölkerungsgruppen.

Die FIR fordert auch von europäischen Regierungen die Einhaltung der Menschenrechte und eine Flüchtlingspolitik, die nicht der Vertreibung von Menschen oder dem Ausbau der „Festung Europa“ dient. Die FIR fordert, dass zivilgesellschaftliche Hilfsorganisationen in ihrer Arbeit mit Flüchtlingen unterstützt und nicht kriminalisiert werden.

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