19. April 1945: Der Schwur von Buchenwald – das antifaschistische Vermächtnis

16. April 2020

Der Schwur von Buchenwald

„Kameraden! Wir Buchenwalder Antifaschisten sind heute angetreten zu Ehren der in Buchenwald und seinen Außenkommandos von der Nazi-Bestie und ihren Helfershelfern ermordeten 51 000 Gefangenen!

51 000 erschossen, gehenkt, zertrampelt, erschlagen, erstickt, ersäuft, verhungert, vergiftet, abgespritzt.

51 000 Väter-Brüder-Söhne starben einen qualvollen Tod, weil sie Kämpfer gegen das faschistische Mordregime waren.

51 000 Mütter und Frauen und Hunderttausende Kinder klagen an!

Wir lebend Gebliebenen, wir Zeugen der nazistischen Bestialität, sahen in ohnmächtiger Wut unsere Kameraden fallen.

Wenn uns eins am Leben hielt, dann war es der Gedanke: Es kommt der Tag der Rache!

Heute sind wir frei!

Wir danken den verbündeten Armeen der Amerikaner, Engländer, Sowjets und allen Freiheitsarmeen, die uns und der gesamten Welt den Frieden und das Leben erkämpfen.

Wir gedenken an dieser Stelle des großen Freundes der Antifaschisten aller Länder, eines Organisatoren und Initiatoren des Kampfes um eine neue, demokratische, friedliche Welt F. D. Roosevelt. Ehre seinem Andenken!

Wir Buchenwalder, Russen, Franzosen, Polen, Tschechen, Slowaken und Deutsche, Spanier, Italiener und Österreicher, Belgier und Holländer, Engländer, Luxemburger, Rumänen, Jugoslawen und Ungarn, kämpften gemeinsam gegen die SS, gegen die nazistischen Verbrecher, für unsere eigene Befreiung.

Uns beseelte eine Idee: Unsere Sache ist gerecht – Der Sieg muß unser sein!

Wir führten in vielen Sprachen den gleichen harten, erbarmungslosen, opferreichen Kampf, und dieser Kampf ist noch nicht zu Ende. Noch wehen Hitlerfahnen! Noch leben die Mörder unserer Kameraden! Noch laufen unsere sadistischen Peiniger frei herum!

Wir schwören deshalb vor aller Welt auf diesem Appellplatz, an dieser Stätte des faschistischen Grauens:

Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht!

Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.

Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig. Zum Zeichen Eurer Bereitschaft für diesen Kampf erhebt die Hand zum Schwur und sprecht mir nach:

WIR SCHWÖREN!

Vor 75 Jahren: Ein symbolisches Ereignis – die Selbstbefreiung des KZ Buchenwalds [:en]75 years ago: A symbolic event – the self-liberation of Buchenwald concentration camp

11. April 2020

Die FIR erinnert in diesen Tagen an die Selbstbefreiung des KZ Buchenwalds durch den Häftlingswiderstand am 11. April 1945. Dieses Ereignis ist symbolisch für den Erfolg des gemeinsamen antifaschistischen Handelns.

Bereits im Jahre 1943 beauftragte das illegale Internationale Lagerkomitee (ILK) der Häftlinge im KZ Buchenwald, in dem belgische, deutsche, französische, italienische, polnische, sowjetische und tschechische Antifaschisten zusammenarbeiteten, politisch zuverlässige Häftlinge zum Selbstschutz eine Militärorganisation aufzubauen. Unter Leitung des deutschen Kommunisten Otto Roth wurden insbesondere deutsche, französische und sowjetische Häftlinge hierfür ausgebildet.

Über Monate hinweg wurden Waffen und Munition aus den Beständen der SS organisiert und an sicheren Plätzen deponiert. Aus der Karabiner-Produktion in den Gustloff-Werken wurden Waffenteile ins Lager geschmuggelt und dort zusammengesetzt. Die sowjetischen Häftlinge erstellten Brandflaschen sowie Hieb- und Stichwaffen aus ganz einfachen Materialien. Anfang 1945 gelang es sogar, bei der Räumung eines Evakuierungstransportes ein Maschinengewehr in das Lager zu schmuggeln. Aufgabe der Militärorganisation war der Schutz der Häftlinge vor einer Vernichtung des Lagers beim Vormarsch der Alliierten.

Der militärische Vormarsch der Roten Armee im Osten und der amerikanischen Truppen durch Hessen in Richtung Westthüringen Anfang April 1945 ließ die militärischen Planungen konkret werden. Am 2. April lehnte das ILK einen bewaffneten Aufstand noch ab, forderte aber, die Evakuierung durch Todesmärsche zu verzögern. Als am 6. April 1945 46 Häftlinge, die die SS zur illegalen Lagerleitung zählte, ans Tor gerufen wurden, zeigte sich der Widerstand: Das Lager versteckte die Gesuchten vor dem Zugriff der SS.

Als in der Nähe des Lagers Einheiten amerikanischer Panzerkräfte eintrafen, erteilte das ILK am 11. April 1945 um 14.30 Uhr den Befehl zum Aufstand. Die bewaffneten Kampfgruppen der Häftlinge erstürmten das Haupttor, schalteten den Strom im Stacheldrahtzaun ab, besetzten die Bewachungstürme und eroberten Waffen. Um 15.15 Uhr verkündete der Lagerälteste Hans Eiden: „Kameraden, wir sind frei!“

Mit dieser Aktion retteten sie über 20.000 Häftlinge vor der geplanten Vernichtung in den letzten Stunden des Lagers, darunter über 900 Kinder und Jugendliche, die schon zuvor unter dem besonderen Schutz des Lagerwiderstandes standen. Die bewaffneten Häftlinge nahmen etwa 220 SS-Angehörige und andere Nazis gefangen. Am 13. April 1945 übernahm ein Befehlshaber der III. US-Armee das befreite Lager.

Im Ergebnis dieser Selbstbefreiung traten die Häftlinge am 19. April 1945 selbstbewusst zu ihrem Freiheitappell an und formulierten in ihren jeweiligen Sprachen den „Schwur von Buchenwald“. Darin schworen sie: „Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.

Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig.“

Dieser Schwur ist das politische Vermächtnis von Antifaschisten in aller Welt bis heute.[:en]The FIR reminds in these days of the self-liberation of the concentration camp Buchenwald by the prisoner resistance on 11 April 1945. This event is symbolic for the success of the common anti-fascist acting.

Already in the year 1943, the illegal International Camp Committee (ILK) in CC Buchenwald, in which Belgian, German, French, Italian, Polish, Soviet and Czech anti-fascists worked together, assigned politically reliable prisoners to build up a military organization from experienced prisoners for self-protection. Under the leadership of the German communist Otto Roth, German, French and Soviet prisoners in particular were trained for this purpose.

For months, weapons and ammunition from SS stocks were obtained and deposited in safe places. From the carbine production in the Gustloff factories, weapon parts were smuggled into the camp and assembled there. The Soviet prisoners produced incendiary flasks as well as cutting and stabbing weapons with very simple materials. At the beginning of 1945, it was even possible to smuggle a complete machine gun into the camp during the arrival of an evacuation transport. The task of the military organization was to protect the prisoners from destruction during the Allied forces arrived.

The military advance of the Red Army in the east and of American troops through Hesse towards western Thuringia in early April 1945 led to considerations of military action. On April 2, the ILK still rejected an armed uprising, but demanded that the planned evacuation by death marches be delayed. When on 6 April 1945 46 prisoners, who the SS considered to be part of the illegal camp committee, were called to the gate, the resistance became apparent: The camp hid the wanted persons from the SS.

When units of American tank forces arrived near the camp, the ILK issued the order to revolt on 11 April 1945 at 2.30 pm. The prisoners‘ armed combat groups stormed the main gate, switched off the electricity in the barbed wire fence, occupied the guard towers and captured weapons. At 3:15 p.m., camp elder Hans Eiden announced: „Comrades, we are free!“

With this action, the ILK saved over 20,000 prisoners from the planned extermination in the last hours of the camp, including over 900 children and young people who had already been under the special protection of the camp resistance before. The armed prisoners captured about 220 SS members and other Nazis. On April 13, 1945, a commander of the 3rd US Army took over the liberated camp.

In addition, because of this self-liberation, the prisoners self-confidently stood up for their freedom appeal on April 19, 1945 and formulated the „Oath of Buchenwald“ in their respective languages. In it, they swore: „We will only stop the fight when the last guilty stands before the judges of the nations! The destruction of Nazism with its roots is our slogan. The creating of a new world of peace and freedom is our goal! We owe it to our murdered comrades, their families.”

This oath is the political legacy of antifascists all over the world until today.

Eine Prager Tragödie – die Schändung des Denkmals für Marschall Konew[:en]A Prague Tragedy – the desecration of the memorial of Marshal Konev

3. April 2020

Während in der ganzen Welt – trotz Corona-Pandemie – die Erinnerung an den 75. Jahrestag der Befreiung Europas von Faschismus und Krieg lebendig gehalten wird und dabei der Opfer gedacht und die Befreier der Anti-Hitler-Koalition geehrt werden, leistet sich eine Prager Bezirksregierung einen politischen Skandal, der an Provinzialität und Kleingeistigkeit nicht zu überbieten ist.

Trotz internationaler Proteste und Eingaben auch an die Tschechische Staatsregierung wurde am Freitag, den 3. April das Denkmal für Marschall Konew, der als Oberkommandierender die militärische Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz und der Tschechoslowakei erreicht hatte, demontiert und abtransportiert. Noch vor wenigen Wochen, am 27. Januar 2020, hatten an diesem Denkmal tschechische Antifaschisten im Gedenken an die Opfer der faschistischen Vernichtungspolitik eine Ehrung für Marschall Konew vorgenommen.

Offensichtlich versuchte die Bezirksregierung die Ausnahmesituation wegen der gesundheitlich bedingten Ausgangsbeschränkungen zu nutzen, diese Schändung des Denkmals ohne öffentliche Proteste durchzuführen. Man wollte offenbar verhindern, dass anlässlich des Befreiungstages der tschechischen Hauptstadt oder am Tag des Sieges erneut tausende Prager Bürger zu diesem Denkmal pilgern und dort mit Blumen und anderen Ehrungen der Befreier zu gedenken.

Ausgehend von der skandalösen Erklärung des Europäischen Parlaments vom 19. September 2019, die insbesondere in den baltischen Staaten und in Polen als Legitimation zur Beseitigung von Erinnerungsorten an die Befreier genutzt wurde, erleben wir in Prag nun ein weiteres erschreckendes Beispiel für die Folgen dieses Geschichtsrevisionismus.

Die FIR und ihre Mitgliedsverbände sind sich aber sicher, dass die tschechischen Antifaschisten und viele Bürgerinnen und Bürger trotz dieses Frevels die Erinnerung an die Befreier bewahren werden und in würdigen öffentlichen Formen an Marschall Konew und die tausenden Kämpfer in den Reihen der Roten Armee, die die Befreiungsleistung vollbracht haben erinnern werden.

 [:en]While all over the world – despite the Corona pandemic – the memory of the 75th anniversary of the liberation of Europe from fascism and war is kept alive, commemorating the victims and honoring the liberators of the anti-Hitler coalition, a Prague district government is indulging in a political scandal that cannot be surpassed in its provincialism and small-mindedness.

Despite international protests and interventions, including to the Czech state government, on Friday 3 April the monument of Marshal Konev, who as supreme commander had achieved the military liberation of the Auschwitz extermination camp and Czechoslovakia, was dismantled and transported away. Only a few weeks ago, on 27 January 2020, Czech anti-fascists have honored Marshal Konev at this memorial in memory of the victims of the fascist extermination policy.

Obviously, the district government tried to use the exceptional situation because of the health-related initial restrictions to carry out this desecration of the monument without public protests. Apparently, they wanted to prevent that on the liberation day of the Czech capital or on Victory Day thousands of Prague citizens would again make a pilgrimage to this monument and commemorate the liberators with flowers and other honors.

Following on from the scandalous declaration of the European Parliament on 19 September 2019, which was used as a legitimation, particularly in the Baltic States and in Poland, to remove monuments of remembrance of the liberators, we are now witnessing another appalling example in Prague of the consequences of this historical revisionism.

The FIR and its member federations are however sure that the Czech anti-fascists and many citizens will retain the memory of the liberators despite this outrage and will remember in worthy public forms Marshal Konew and the thousands of fighters in the ranks of the Red Army, who accomplished the liberation achievement.

Griechischer Widerstandskämpfer Manolis Glezos im Alter von 97 Jahren verstorben[:en]Greek Resistance fighter Manolis Glezos died at the age of 97

30. März 2020

Mit tiefer Trauer müssen wir mitteilen, dass Anfang dieser Woche im Alter von 97 Jahren der griechische Widerstandskämpfer Manolis Glezos verstorben ist. Er war zuvor in ein Krankenhaus eingeliefert worden, weil er Atembeschweren und Schmerzen im Brustbereich hatte. Glezos war bis ins hohe Alter politisch aktiv.

Bekannt geworden war er einer breiten Öffentlichkeit, als er gemeinsam mit Apostolos Sandas bei einer lebensgefährlichen Aktion am 30. Mai 1941 die Hakenkreuzfahne von der Athener Akropolis eingeholt hatte. Es war eine symbolträchtige Widerstandstat gegen die deutschen Besatzer. Diesem Beispiel schlossen sich damals viele Griechen an. Bis in die Gegenwart hinein galten Glezos und Santas seither als Symbol des Widerstandes der Völker gegen faschistische Fremdherrschaft und Unterdrückung. Während des Krieges wurde er mehrfach verhaftet und gefoltert. Sein jüngerer Bruder wurde von den Besatzern hingerichtet.

Nach der Befreiung des Landes von der faschistischen Okkupation leitete Glezos zunächst die KP-Zeitung „Rizospastis“ als Chefredakteur. Die Zeitung wurde im Dezember 1947 verboten; 1948 wurde er wegen dieser Tätigkeit zum Tode verurteilt; auf Grund starker Proteste, die vor allem auch aus dem Ausland kamen, wurde dieses Urteil nicht vollstreckt. Erst im Juli 1954 wurde Glezos freigelassen. In den Folgejahren erhielt er wegen seiner politischen Betätigung weitere langjährige Haftstrafen. Unmittelbar nach dem Militärputsch am 21. April 1967 wurde er erneut ins Gefängnis gesteckt. Erst 1971 kam er durch eine Generalamnestie frei. Insgesamt wurde er 28 Mal wegen seiner politischen Aktivitäten verurteilt, darunter dreimal zum Tode.

Nach dem Sturz der Militärjunta war er u. a. Vorsitzender der Vereinigten Demokratischen Linken (EDA) und Bürgermeister der Gemeinde Apiranthos auf Naxos, wo er geboren wurde. 1984 wurde er für die PASOK erstmals ins Europäische Parlament gewählt. 2002 gründete er die Gruppe „Aktiver Bürger“, die mit dem damaligen Synaspismos (heute SYRIZA) kooperierte. 2012 wurde er für SYRIZA ins griechische Parlament gewählt. Er war von 2014 bis zum 7. Juli 2015 das älteste Mitglied des Europaparlaments.

Trotz seines hohen Alters setzte er sich in den letzten Jahren immer wieder vehement für die Berechtigten Forderungen des griechisches Volkes bezogen auf die Kompensation der Schäden durch die deutsche faschistische Besatzung ein.

 

Die FIR und ihre Mitgliedsverbände trauern mit der Familie, seinen Mitstreitern und der griechischen antifaschistischen Bewegung. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.[:en]With deep sorrow, we have to inform, the Greek resistance fighter Manolis Glezos died on Monday at the age of 97 years. He had previously been hospitalized because he had difficulty breathing and chest pain. Glezos was politically active until his old age.

He had become known to a broad public when, together with Apostolos Sandas, he took down the swastika flag from the Athens Acropolis during a life-threatening action on 30 May 1941. It was a symbolic act of resistance against the German occupying forces. Many Greeks followed this example at the time. Up to the present day, Glezos and Santas have been considered a symbol of the resistance of the peoples against fascist foreign rule and oppression. During the war, he was arrested and tortured several times. His younger brother was executed by the occupying forces.

After the liberation of the country from the fascist occupation, Glezos first headed the Communist Party newspaper „Rizospastis“ as editor-in-chief. The newspaper was banned in December 1947; in 1948, he was sentenced to death for this activity. Due to strong protests, especially from abroad, this sentence was not carried out. Glezos was not released until July 1954. In the following years he received further long prison sentences for his political activities. Immediately after the military coup on April 21, 1967, he was sent to prison again. It was not until 1971 that he was released through a general amnesty. He was sentenced 28 times for his political activities, including three times to death.

After the fall of the military junta he was, among other things, chairman of the United Democratic Left (DFA) and mayor of the municipality of Apiranthos on Naxos, where he was born. He was first elected to the European Parliament in 1984 for PASOK. In 2002 he founded the group „Active Citizens“, which cooperated with the then Synaspismos (now SYRIZA). In 2012, he was elected to the Greek Parliament for SYRIZA. He was the oldest member of the European Parliament from 2014 to 7 July 2015.

Despite his old age, in recent years he has always vehemently defended the legitimate demands of the Greek people regarding compensation for the damage caused by the German fascist occupation.

The FIR and its member federations mourn with the family, his fellow combatants and the Greek anti-fascist movement. We will keep an honorable memory of him.

Wir nehmen Abschied von Ilja S. Kremer (Russland)[:en]Obituary Ilya S. Kremer (Russia)

23. März 2020

Mit tiefer Trauer müssen wir den Tod unseres langjährigen Kameraden und Mitglied des Ehrenpräsidiums Ilja Semjonowitsch Kremer mitteilen. Er starb am 23. März 2020 im Alter von 98 Jahren in Moskau.

Iljakämpfte in den Reihen der sowjetischen Streitkräfte im Großen Vaterländischen Krieg und war an der Befreiung von berlin 1945 beteiligt. Er war Jahrzehnte für die FIR aktiv, als politischer Sekretär, als Vertreter des sowjetischen bzw. russischen Veteranenverbandes und als Berater für internationale Beziehungen. Die FIR hat ihn mit dem Michel Vanderborght Award geehrt und als Mitglied des Ehrenpräsidiums mehrfach bestätigt.

Unser Beileid gilt seiner Familie und dem Kameraden des Russischen Verbandes der Veteranen. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.[:en]It is with deep sorrow that we must announce the death of our long-time comrade and member of the Honorary Presidency Ilya Semyonovich Kremer. He died March 23, 2020 in Moscow at the age of 98.

Ilja fought in the ranks of the soviet army in the great Patriotic War and participated in the liberation of Berlin 1945. He was active for decades for the FIR, as political secretary, as representative of the Soviet and/or Russian veterans federation and as senior consulter and advisor for international relations.
FIR honored him with the Michel Vanderborght Award and confirmed him as a member of the honorary presidency several times.

Our condolences go to his family and the comrade of the Russian Veterans Union. We will keep an honourable memory of him.

Corona-Virus und internationale antifaschistische Arbeit[:en]Corona virus and international antifascist work

14. März 2020

Mit großer Sorge verfolgen die FIR und ihre Mitgliedsverbände die aktuelle Ausbreitung des Corona-Virus in Europa. Wir sind nicht nur besorgt wegen der die gesamte Gesellschaft erfassenden gesundheitlichen Aspekte, sondern weil diese Pandemie in vielfältiger Form die antifaschistische und Erinnerungsarbeit der FIR und aller Mitgliedsverbände betrifft.

Seit dieser Woche wurden in allen deutschen KZ-Gedenkstätten die internationalen Erinnerungsfeierlichkeiten aus Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung abgesagt. Die Absagen wurden – nach unseren Informationen – von den Gedenkstättenleitungen mit den Internationalen Lagerkomitees abgesprochen. Nur die Befreiungsfeierlichkeiten in Mauthausen im Mai 2020 sind noch nicht abgesagt worden. Jedoch ist die Gedenkstätte Mauthausen aufgrund einer staatlichen Verfügung bis Anfang April geschlossen. Das gleiche betrifft die Gedenkstätte Auschwitz, die bis Ende März vorläufig geschlossen wurde. Begründet wurden die Absagen der Veranstaltungen damit, dass insbesondere ältere Menschen zu den Hochrisiko-Gruppen gehören, deren Leben bei einer Erkrankung ernsthaft gefährdet ist. Wir begrüßen solche gesundheitlichen Vorsorgemaßnahmen, selbst wenn der politische Schaden aus unserer Sicht immens ist.

Auch die Projekte der FIR und ihrer Mitgliedsverbände werden durch diese Vorsichtsmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie massiv behindert. In Ungarn musste die jährliche Verleihung des Radnoti Preises um einige Monate verschoben werden. In Italien sind die traditionellen Feiern zum 25. April, dem Befreiungstag, akut gefährdet. Die geplante antifaschistische Konferenz des Verbandes der russischen Veteranen muss ebenfalls auf die zweite Jahreshälfte verschoben werden. Und das großartige Jugendprojekt „Zug der Tausend“, der Gedenkzug von Brüssel nach Auschwitz, steht aufgrund der europaweiten Einschränkungen für die Reisemöglichkeiten und den gesundheitlichen Gefährdungen für die Teilnehmenden auf der Kippe.

Solche Einschränkungen sind politisch schmerzlich, aber wichtig ist in dieser Situation, dass alle unsere Mitstreiter und insbesondere die Veteranen des antifaschistischen Kampfes gesund bleiben und auch zukünftig ihren Beitrag für unsere gemeinsame Sache leisten können.

Es bleibt in der Verantwortung der FIR und ihrer Mitgliedsverbände, dass nach dem Abklingen der Pandemie die Staaten und die gesellschaftlichen Einrichtungen nicht „zur Tagesordnung“ übergehen.

Wir treten dafür ein, dass in allen Gedenkstätten in angemessener Form der Befreiung der Lager auch in den kommenden Jahren gedacht wird. Die nachvollziehbaren Absagen der diesjährigen Gedenkfeiern dürfen nicht zum Vorwand genommen werden, auch zukünftig, dieses Datum zu ignorieren.

Gemeinsam mit den Überlebende und ihren Angehörigen sowie den antifaschistischen Verbänden sind die Gedenkstätten auch zukünftig verpflichtet, eine würdige und dem Vermächtnis der Überlebenden entsprechende Gedenk- und Erinnerungsarbeit zu organisieren.

Die Tage der Befreiung und der Tag des Sieges am 9. Mai 1945 bleiben im kollektiven Gedächtnis der Völker und werden auch zukünftig begangen – unabhängig von Corona-Virus und anderen Einschränkungen.[:en]With large concern, the FIR and its member federations pursue the current spreading of the Corona virus in Europe. We are not only concerned about the health aspects seizing the entire society, but because this pandemic affects in various forms the anti-fascist and remembrance work of the FIR and all member federations.

Since this week in all German concentration camp memorial places the international commemoration ceremonies on the occasion of the 75th anniversary of the liberation were cancelled. These cancellations were – according to our information – coordinated by the memorial site management with the international camp committees. Only the liberation celebrations in Mauthausen in May 2020 have not yet been cancelled. However, the Mauthausen Memorial is closed until the beginning of April due to a government order. The same applies to the Auschwitz Memorial, which has been temporarily closed until the end of March. The reason given for the cancellations was that older people in particular belong to the high-risk groups whose lives are seriously endangered by illness. We welcome such preventive health measures, even if the political damage is immense in our view.

In addition, the projects of the FIR and its member federations are massively obstructed by these precautionary measures for the containment of the pandemic. In Hungary, the annual awarding of the Radnoti price had to be postponed for some months. In Italy, the traditional celebrations to 25 April, the liberation day, are actually endangered. The planned anti-fascist conference of the Russian Veterans Association must also be postponed to the second half of the year. Moreover, the great youth project „Train of a Thousand“, the commemorative train from Brussels to Auschwitz, is in danger to be cancelled due to the Europe-wide restrictions on travel possibilities and the health risks for the participants.

Such restrictions are politically painful, but what is important in this situation is that all our comrades-in-arms and especially the veterans of the anti-fascist struggle stay healthy and can continue to make their contribution to our common tasks.

It remains in the responsibility of the FIR and its member federations that after the pandemic has died down, the state institutions and the memorial places should not go over „to the agenda“.

We stand up for the fact that in all memorial places in appropriate form the liberation of the camps will be remembered also in the coming years. The understandable cancellations of this year’s commemorations must not be used as an excuse to ignore this date in the future.

Together with the survivors and their relatives as well as the anti-fascist associations, the memorial sites are obliged also in the future to organize a worthy commemoration and remembrance work corresponding to the survivors‘ legacy.

The days of liberation and the Day of Victory on May 9, 1945 remain in the collective memory of the peoples and will continue to be commemorated in the future – regardless of corona virus and other restrictions.

27. Januar 1945 – vor 75 Jahren wurde das Vernichtungslager Auschwitz befreit

25. Januar 2020

Am 27. Januar 1945 gelang es der 60. Armee der I. Ukrainischen Front, deren Oberkommandierender Marschall I.S. Konew war, das Vernichtungslager Auschwitz zu befreien.

Auschwitz steht bis heute als Symbol für die unfassbare Monstrosität der faschistischen Vernichtungspolitik. In das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz wurden vom Sommer 1940 bis Januar 1945 über 1,3 Mio. Menschen aus ganz Europa, Juden, Sinti und Roma, politische Gegner und andere Ausgegrenzte verschleppt, mindestens 1,1 Mio. wurden in den Gaskammern, durch Erschießungen oder durch „Vernichtung durch Arbeit“ für den IG Farben Konzern und andere Rüstungsbetriebe ermordet.

Am Vormittag des 27. Januar 1945 erreichte die 322. Infanteriedivision der 60. Armee der 1. Ukrainischen Front unter dem Oberbefehl von Generaloberst Pawel A. Kurotschkin zuerst das Hauptlager von Monowitz. Einheiten der Waffen-SS und der Wehrmacht leisteten noch erbitterten militärischen Widerstand, so dass über 230 sowjetische Soldaten bei der Befreiung von Auschwitz ihr Leben ließen. Im Laufe des Tages stießen die Soldaten der Roten Armee nach Auschwitz und Birkenau vor.

Im Stammlager, in Birkenau und Monowitz trafen sie nur noch etwa 7.000 Häftlinge an. Noch in den ersten Tagen nach der Befreiung starben zahlreiche Häftlinge an Entkräftung. Unter den Befreiten befanden sich über 200 Kinder im Alter bis zu 15 Jahren, zumeist Zwillinge, die als Versuchsobjekte für SS-Ärzte vorgesehen waren. Auf dem Gelände selber fanden die sowjetischen Soldaten etwa 600 Tote – Lagerinsassen, die von SS-Männern noch unmittelbar vor ihrem Abzug erschossen worden waren.

Die Überlebenden von Auschwitz formulierten Anfang März 1945 in einer Botschaft: „Wir, die geretteten ehemaligen Häftlinge, verdanken unsere Rettung der tapferen Roten Armee und bitten die internationale Öffentlichkeit und ihre Regierungen hiervon Kenntnis zu nehmen und in unserem Namen hierfür Dank abzustatten.“

Seit über einem Jahrzehnt wird – auf Beschluss der Vereinten Nationen – der 27. Januar weltweit als Internationaler Gedenktag für die Opfer des Holocaust begangen. Die FIR und ihre Mitgliedsverbände werden die Opfer der faschistischen Vernichtungspolitik und die Befreiungsleistungen der Kämpfer der Roten Armee als Teil der Anti-Hitler-Koalition niemals vergessen – gerade nicht am 27. Januar 2020.

 

Impressionen vom XVIII FIR Kongress in Reggio Emilia

8. Dezember 2019

Begrüßung der Delegierten und Gäste im „Sale di Tricolore“

Eröffnung der Konferenz durch Präsident Vilmos Hanti

Der Generalsekretär präsentiert einen illustrierten Rechenschaftsbericht

Die Delegierten und Gäste folgen aufmerksam der Konferenz

Eine würdige Kranzniederlegung in der Innenstadt von Reggio Emilia

 

Brief an die bulgarischen staatlichen Stellen

8. Dezember 2019

Die FIR unterstützt den berechtigten Wunsch der bulgarischen Veteranen und Antifaschisten, gesellschaftlich als Kämpfer in den Reihen der Anti-Hitler-Koalition anerkannt zu werden. Der Kongress beschließt, dass das folgende Schreiben an die bulgarischen Behörden geschickt wird:

TO: TSVETA KARAYANCHEVA , Vorsitzende des BULGARISCHEN PARLAMENTS
TO: MR. BOYKO BORISOV, PREMIERMINSTER VON BULGARIEN
TO: MR. RUMEN RADEV, PRÄSIDENT VON BULGARIEN

Wir waren überrascht zu erfahren, dass Bulgaren, die am antifaschistischen Kampf zwischen 1941-1944 in Bulgarien teilgenommen haben, nicht als Veteranen des Zweiten Weltkriegs anerkannt werden. Für uns bedeutet das, dass damit erstens die Erinnerung an Tausende von bulgarischen Antifaschisten, die im antifaschistischen Kampf ihr Blut für das Land gegeben haben, missachtet und gering geschätzt werden, und zweitens sehen wir diese Tatsache als Respektlosigkeit gegenüber den bulgarischen Helden, die heute nicht mehr leben.
Ist es richtig, dass Mitglieder des antifaschistischen Widerstands in Bulgarien in den Tagen, in denen das Land Vollmitglied der Europäischen Union ist, keinen offiziellen Status von Veteranen des Zweiten Weltkriegs hat? Für uns ist das nicht richtig und gerecht. Inwiefern unterscheiden sich die bulgarischen Antifaschisten von ihren Brüdern, die sich im antifaschistischen Widerstand in Europa befanden? Für uns gibt es keinen solchen Unterschied! Wir alle haben mutig gegen Hitlers Faschismus gekämpft.
Wir möchten Sie, verehrte Parlamentarier und politisch Verantwortliche, offiziell bitten, uns bei der offiziellen Anerkennung des bulgarischen Antifaschisten als Veteranen des Zweiten Weltkriegs durch das bulgarische Parlament zu unterstützen.
Mit dieser Geste werden Sie nicht nur den bulgarischen Antifaschisten, deren Zahl seit Jahren aus biologischen Gründen abnimmt, Respekt zollen, sondern auch der bulgarischen Öffentlichkeit eine solide Grundlagegeben, dass Sie die europäischen Werte und Traditionen gewährleisten, und Sie werden auch ein Beispiel dafür geben, wie Sie heute im Kampf gegen den Neofaschismus, der auf dem ganzen Kontinent wieder aufersteht, vorgehen. Lassen Sie dem neofaschistischen Fieber keine Chance, sich in unseren Ländern zu entwickeln.
Wir wünschen Ihnen Gesundheit, Heiterkeit und Erfolg bei Ihrer verantwortungsvollen Arbeit als Europaparlamentarier für den Fortschritt und das Wohl des Friedens in ganz Europa.

Erklärung gegen aktuellen Geschichtsrevisionismus

8. Dezember 2019

Die Delegierten des XVIII. Kongresses der Federation Internationale des Resistants (FIR) – Association Antifasciste sind zutiefst entsetzt über die Annahme einer Resolution zum „Europäischen Gedenken für die Zukunft Europas“ am 19. September 2019 durch das Europäische Parlament.
Dieses öffnet die Türen der Europäischen Union für faschistische Interventionen. Außerdem fordert sie die europäischen Länder auf, mit allen Mittel solche antinationale Politik zu unterstützen, die die Gräueltaten und Verbrechen des Faschismus im Zweiten Weltkriegs umfasst.

Tatsache ist, dass 535 Abgeordnete des Europäischen Parlaments, die aus dem sich verändernden und fortgeschrittenen Teilen Europas, das zur Zeit des Zweiten Weltkriegs vom Nazi-Deutschland besetzt und unterdrückt wurden, delegiert wurden, mit deutlicher Mehrheit diese harte und schamlose Resolution mit verfälschendem Inhalt angenommen haben.
So verteidigen sie ohne jegliche historische Erinnerung revisionistische, russophobische und antikommunistische Positionen und rechtfertigen den Neoliberalismus.
Wie kann das „Vereinigte Europa“ die historische Wahrheit leugnen und erklären, dass der Anstifter des Zweiten Weltkriegs die Sowjetunion sei, oder erklären, dass der deutsch-sowjetische Nichtangriffsvertrag der Grund für die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs sei? Wie kann Europa behaupten, dass Nazi-Deutschland und die Sowjetunion Zwillinge sind, die die Aufteilung der Welt beschlossen hätten? Wie kann das neue Europa behaupten, dass die Rote Armee nicht der Befreier Europas war und dass sie Versklaver und Besatzer gewesen seien?

Wir haben uns in aller Deutlichkeit gegen diese angenommene Entschließung des Europäischen Parlaments ausgesprochen und bedauern diese. Wir akzeptieren auch nicht die Verfälschung der historischen Ereignisse dieser Zeit. Wir appellieren an alle fortschrittlich denkenden Menschen, ihre Kräfte im Kampf mit allen Versuchen des Wiederauflebens des Faschismus zu vereinen;

Wir treten ein für eine Bestätigung der historischen Wahrheit:
– Die Sowjetunion war kein Anstifter des Zweiten Weltkriegs.
– Niemals hatten Nazi-Deutschland und die Sowjetunion Verhandlungen über die Teilung der Welt geführt.
– Die Rote Armee als Teil der Anti-Hitler-Koalition hatte den größten Beitrag zur Befreiung Europas vom Nazismus.

Wir werden die historische Wahrheit des Zweiten Weltkriegs verteidigen und für Frieden, Freiheit und Demarkation in ganz Europa und der Welt kämpfen!

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