FIR ist betroffen über den Tod von EP-Präsident David Sassoli

11. Januar 2022

Mit Betroffenheit mussten wir erfahren, dass der Präsident des Europäischen Parlaments heute Morgen in einem italienischen Krankenhaus verstorben ist.

Sassoli war der Sohn eines Mitstreiters der italienischen Resistenza. Er hat in seinem politischen Leben diese Wurzeln niemals vergessen oder verleugnet. Wir erinnern uns, dass er bei seiner Antrittsrede nach der Europawahl in aller Deutlichkeit auf die antifaschistischen Wurzeln des geeinten Europas verwiesen hat. Wir haben auch nicht vergessen, dass er sein Votum zur geschichtsrevisionistischen Resolution vom 19. September 2019, der er aus Fraktionsdisziplin zugestimmt hatte, nachträglich in Ablehnung geändert hat. Das zeigte uns ein weiteres Mal, dass sein Handeln von einer antifaschistischen Grundüberzeugung geprägt war.

Sein Tod ist ein großer Verlust für seine Familie, seine politischen Partner im Europäischen Parlament und für seine Mitstreiter in den Reihen der ANPI, deren Mitglied er war.

Ihnen gilt unsere Anteilnahme.  

Die progressiven Kräfte in Chile haben gesiegt!

20. Dezember 2021

Mit großer Zufriedenheit hat die FIR das Ergebnis der Präsidentschaftswahl in Chile zur Kenntnis genommen. Nicht der rechtskonservative Pinochet-Anhänger José Antonio Kast Konnte seinen Vorsprung in der ersten Wahlrunde verteidigen, sondern der Vertreter der Linkskräfte Gabriel Boric erhielt mit 56% der Stimmen eine deutliche Bestätigung bei der Stichwahl. Die FIR gratuliert dem neu gewählten chilenischen Präsidenten und dem chilenischen Volk zu diesem Sieg der progressiven Kräfte.

Es ist eine gesellschaftliche Bestätigung des Prozesses, der seit mehreren Monaten der politischen Proteste gegen soziale Ungerechtigkeit und Bildungsprivilegien auf den Straßen ausgefochten wurde. Das erste Ergebnis war die Einsetzung einer Verfassungskommission, die die alte Pinochet-Verfassung verändern soll, nun wurde ein Präsident gewählt, der aus der Protestbewegung stammt.  

Wir wünschen dem gewählten Präsidenten und dem chilenische Volk viel Erfolg. Wir wissen aber auch, dass progressiven Bewegungen in Lateinamerika immer in der Gefahr stehen, von äußeren Kräften, genauer von rechten Kräften in den USA, bedroht und destabilisiert zu werden. Die FIR kann nicht vergessen, wie vor 50 Jahren die sozialistische Regierung unter Präsident Salvador Allende für Hoffnung und Aufbruch in Chile gesorgt hat, dann jedoch durch den CIA-gestützten Putsch des Militärs vom Pinochet-Regime abgelöst wurde.

Die FIR und ihre Mitgliedsverbände waren anschließend Teil des weltumspannenden Netzwerkes der Chile-Solidarität. Wir leisteten Hilfe für die chilenischen Flüchtlinge und unterstützten ihren Kampf für die Freiheit des Landes. Auch deshalb begrüßen wir diesen neuerlichen Erfolg der progressiven Kräfte in Chile.

¡El pueblo unido jamas sera vencido – venceremos!

UN-Resolution „Bekämpfung des Nazismus“

5. Dezember 2021

Nach Redaktionsschluss des FIR-Bulletins 62 erhielten wir die angehängte Grafik über die Entscheidung der Generalversammlung der Vereinten Nationen über die resolution mit dem sperrigen Titel „combating glorification of Nazism, neo-Nazism and other practices that contribute to fueling contemporary forms of racism, racial discrimination, xenophobia and related intolerance.” Seit mehreren Jahren wird diese Resolution von Russland und weiteren Staaten in die Sitzung eingebracht und auch in diesem Jahr fand sie mit 121 Für-Stimmen, 53 Enthaltungen und 2 Gegenstimmen die Zustimmung der Generalversammlung.

In der nachfolgenden Grafik kann man nachvollziehen, wie das jeweilige Land zu diesem Thema abgestimmt hat. Ein Kommentar ist dazu überflüssig.

Nachruf Heinz Siefritz (1946-2021)

22. November 2021

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Mit tiefer Trauer müssen wir Abschied nehmen von einem langjährigen Kameraden und Freund, der seit vielen Jahren die Arbeit der FIR auch auf verantwortlicher Ebene mitgestaltet hat, Heinz Siefritz, unser langjähriger Finanzsekretär. Er starb im Alter von 75 Jahren in der vergangenen Woche im Krankenhaus, nachdem er in den letzten Monaten zunehmend größere gesundheitliche Probleme hatte.

Heinz Siefritz war sein Leben lang ein gesellschaftlich engagierter Mensch. In seiner Jugend war er in der Anti-AKW-Bewegung aktiv. Nach seiner Aus- und Weiterbildung setzte er sich im Betrieb und später als Gewerkschaftssekretär für die sozialen und gesellschaftlichen Interessen der Kolleginnen und Kollegen ein.

Als Antifaschist, der die Zeitzeugen aus Widerstand und Verfolgung noch persönlich kennen gelernt hat, engagierte er sich nach seinem beruflichen Ruhestand in der VVN-BdA auf Kreis- und Bundesebene.

Als 2004 die FIR ihren Sitz nach Berlin verlegte und ein neuer Kassierer gesucht wurde, übernahm er diese Aufgabe. Dabei hat er seine Rolle nie als Buchhalter verstanden, sondern sich als politischer Finanzsekretär in die gemeinsame Arbeit eingebracht. So war nicht nur bei den Tagungen des Leitungsgremiums und bei der Vorbereitung unserer Kongresse beteiligt, er vertrat die FIR auch mehrere Male in internationalen Konferenzen, auf Gedenkveranstaltungen oder bei Mitgliedsverbänden. Sein Haus am Bodensee stand offen für antifaschistische Gäste wie beispielsweise Prof. Ilja Kremer, der ihn dort besuchte. Und so haben viele Kameradinnen und Kameraden der FIR und ihrer Mitgliedsverbände ihn als engagierten und lebensfrohen Mitstreiter erleben können.

Heinz Siefritz beim österreichischen KZ-Verband

In Trauer nehmen wir jetzt Abschied und drücken insbesondere seiner Frau Inge unser tiefes Mitgefühl aus.  

Würdige Geburtstagsfeier 100 Jahre Albina Moimas in Kassel

2. November 2021

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Am 30. Oktober 2021 haben auf Einladung der FIR Vertreter der Gesellschaft und politische Freunde Albina Moimas, einer 100jährigen Überlebenden des KZ Auschwitz und einer Mitstreiterin der italienischen Resistenza in Kassel gratuliert.

Unter den Bedingungen der Corona-Regeln musste es eine kleine Zusammenkunft sein. Dennoch kamen zu dieser Geburtstagsfeier der Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Freunde der italienischen Partisanenorganisation ANPI, die auch die Glückwünsche von ANED überbrachten, Vertreter der Stadt Kassel und des Ausländerbeirates Kassel, ein Abgeordneter des Hessischen Landtags, Freunde von der VVN-BdA Kassel, dem Friedensforum und dem Stolpersteinverein, sowie ein Vertreter der katholischen Kirche, der die Grüße des Bischofs von Fulda überbrachte. Auch die Volkswagen-Akademie und Aktive, die in der Gedenk- und Erinnerungsarbeit mit Auschwitz engagiert sind, überbrachten ihre Glückwünsche.   

Es war eine insgesamt würdige Veranstaltung, die der Jubilarin zeigte, welche gesellschaftliche Anerkennung ihr als Angehörige der italienischen Resistenza und Auschwitz-Überlebende heute entgegengebracht wird.

Es gratulieren der Generalsekretär der FIR, der Vizepräsident des Internationalen Auschwitzkomitees, eine Kameradin von ANPI Francoforte und ein Vertreter der italienischen Gemeinschaft in Kassel. In der Mitte ist Albina Moimas mit ihrer Tochter.

FIR ist erschüttert über Schändung der Gedenkstätte Auschwitz

6. Oktober 2021

Mit Betroffenheit und Ärger musste die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten erfahren, dass am Dienstag die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, das Sinnbild der industriellen Massenvernichtung jüdischer Menschen durch den deutschen Faschismus, mit antisemitischen Parolen geschändet wurde.

Wenn jemand meint, mit solchen Schmierereien die Wahrheit über die Massenverbrechen oder die Bedeutung der Leistung der Roten Armee, die am 27. Januar 1945 das Lager befreite, tilgen zu können, dann irrt diese Person. Die Welt wird sich immer an diese geschichtlichen Ereignisse, die mit Auschwitz verbunden sind, erinnern. Und alle Antifaschisten werden dafür eintreten, dass es trotz solcher Schändungen auch zukünftig ein würdiges Gedenken geben wird. Wir fühlen uns im Moment solcher Angriffe mit der Gedenkstätte Auschwitz und dem Internationalen Auschwitz Komitee besonders verbunden.

Eine wirksame Reaktion gegen solche Übergriffe bleibt die antifaschistische Erinnerungsarbeit. So plant die FIR gemeinsam mit der belgischen Auschwitz-Stiftung und dem War Heritage Institut unter dem Motto „Zug der Tausend“ für das kommende Jahr erneut ein Internationales Jugendtreffen in der Gedenkstätte Auschwitz.

Nachruf Oberst a.D. ZOLTÁN VICZIÁN

24. September 2021

Unser Kamerad Zoltán Viczián, Mitglied des Ehrenpräsidiums der FIR, ist nach langem Leiden am 15. September 2021 im Alter von 94 Jahren in Ungarn friedlich gestorben. Unser lieber Freund wurde am 13. Januar 1928 geboren.

Bereits im Alter von 16 Jahren kämpfte er auf der Seite der Roten Armee gegen Hitler und Hitlers ungarische Truppen von Salgótarján bis Berlin bis zum Tag des Sieges. Er erzählte, dass die sowjetischen Soldaten, als sie erfuhren, dass der Krieg zu Ende war, vor Freude die Mützen abwarfen und auf sie schossen. Das bedeutete alles für uns. Die Freude darüber, dass sie im XX. Jahrhundert während der Barbarei nicht vernichtet wurden, dass sie nach Hause zu ihren Lieben gehen konnten, dass die Menschen in Frieden leben konnten. Nach seiner Rückkehr nach Ungarn engagierte sich Zoltán Viczián schnell für die Beseitigung der Ruinen und die Wiederbelebung des Landes. Er half zunächst in Salgótarján der Vormundschaft als Sozialarbeiter und setzte sich für das Leben armer und verwaister Kinder ein. Er gründete den Fußballverein des Komitats Heves, war Angestellter des Zivilkommandos des Komitats Heves und war mehrere Jahrzehnte lang in der MEASZ als Komitatsleiter aktiv und gehörte auch dem nationalen Präsidium der MEASZ an.

Er war stolz darauf, auch Ehrenvorstandsmitglied der FIR gewesen zu sein. Er erhielt viele Auszeichnungen für seine Arbeit und war stolz auf den Miklós Radnóti Anti-Racist Award. Im Juli dieses Jahres ehrte ihn eine Delegation der MEASZ-Präsidentschaft mit dem SUBNOR-Preis unserer serbischen Schwesterorganisation in Eger. Das war das letzte Mal, dass FIR Präsident Vilmos Hanti und ein weiteres Mitglied von MEASZ ihn getroffen haben. Wir bewahren sein Andenken als ein Beispiel, dem wir folgen sollten. Ruhe in Frieden!

Mikis Theodorakis – Musiker und Antifaschist im Alter von 96 Jahren verstorben

2. September 2021

Vor einem Jahr gratulierte die FIR dem legendären griechischen Komponisten und Antifaschisten Mikis Theodorakis mit einem „Newsletter“ zu seinem 95. Geburtstag. Heute müssen wir mit Trauer mitteilen, dass er von uns gegangen ist.

Wir erinnern uns an seine phantastischen musikalischen Beiträge, seine vielfältigen Kompositionen, seine Volkslieder sowie die großartige Vertonung des „Canto General“ nach Versen von Pablo Neruda.

Wir erinnern gleichzeitig an ihn als antifaschistischen Kämpfer, der schon als Jugendlicher in den Reihen der Griechischen Volksbefreiungsarmee ELAS gegen die deutsche Besetzung Griechenlands kämpfte. Mit 18 Jahren wurde er erstmals inhaftiert und gefoltert.

Als kommunistischer Kämpfer wurde Theodorakis im Juli 1947 während des Bürgerkriegs erneut verhaftet und mehrfach verbannt, im Dezember 1948 auf die Lager-Insel Makronisos. Nach der Freilassung ging er nach Paris, wo er Musik studierte. Schon 1957 erhielt er für seine Kompositionen ersten Auszeichnungen. 1960 kehrte er nach Athen zurück, wo er als Komponist und Politiker wirkte, u.a. als Gründer der Lambrakis-Jugend. 1964 veröffentlichte er mit der Sängerin Maria Farantouri den Mauthausen-Liederzyklus, eine Hommage an die ehemaligen KZ-Häftlinge. Mit dem Putsch der faschistischen Obristen 1967 musste Theodorakis erneut in den Untergrund gehen. Die Putschisten verboten seine Musik, sogar das Singen und Hören seiner Lieder wurden mit Gefängnisstrafe geahndet. Er wurde verhaftet, gefoltert und – trotz schwerer Krankheit – ins KZ Oropos verschleppt. Erst einer internationalen Solidaritätsbewegung gelang 1970 seine Freilassung. Theodorakis ging erneut ins Exil nach Frankreich. International wurde er zum Symbol des ungebrochenen Widerstands gegen die griechische Diktatur.

1972 traf er Pablo Neruda und Salvador Allende. Theodorakis Vertonung des „Canto General“ wurde nach dem Putsch gegen Allende im September 1973 zu einer Hymne des chilenischen Widerstands.

Als parteiloser Linker wurde er nach dem Ende der Obristen-Herrschaft mehrfach ins griechische Parlament gewählt, 1990 sogar als Minister ohne Geschäftsbereich berufen. Selbst im hohen Alter äußert sich Theodorakis mit klaren Worten zu aktuellen Themen, vor allem gegen die Verfälschung der Geschichte und gegen die neofaschistische „Goldene Morgenröte“.

Mikis Theodorakis bleibt als Musiker und Antifaschist in der FIR und ihren Mitgliedsverbänden unvergessen.

FIR zur dramatischen Lage in Afghanistan

18. August 2021

Wir alle haben die dramatischen Bilder der letzten Tage aus Kabul und einigen anderen Teilen von Afghanistan gesehen, wo nach der Abzugsankündigung der ausländischen Streitkräfte der Vormarsch der Taliban in hoher Geschwindigkeit von statten ging. Das kurze Fazit dieser Ereignisse lässt sich in folgender Aussage zusammenfassen:

Die ausländischen Streitkräfte sollten dort seit 20 Jahren Frieden, Sicherheit und Demokratie bringen. Sie hinterlassen jedoch Chaos und Unsicherheit insbesondere für die Zivilbevölkerung und die Herrschaft fundamentalistischer Islamisten.

1. Die FIR und die internationale Friedensbewegung haben seit 2001 deutlich gemacht, dass der „Krieg gegen den Terror“, wie er von der USA und ihren verbündeten Streitkräften, anfangs noch gedeckt durch ein UN-Mandat, in Afghanistan geführt wurde, keine dauerhafte Lösung des gesellschaftlichen Problems darstellt. Der Militäreinsatz der deutschen Bundeswehr wurde damals für 6 Monate (!) durch das Parlament bewilligt. Daraus wurden knapp 20 Jahre – ohne ein greifbares Ergebnis.

2. Innenpolitisch hat die ausländische Truppenpräsenz in einzelnen Metropolen tatsächlich Ansätze einer demokratischen Partizipation eröffnet. Die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von Frauen wurde ermöglicht. Aber auf die gesellschaftlichen Strukturen hatte es keine dauerhafte Auswirkung gehabt.

3. Die afghanische Regierung und die jeweiligen Präsidenten waren nicht nur in den Augen der Mehrheit der Bevölkerung, sondern auch im eigenen Selbstverständnis zumeist Herrscher von ausländischen Gnaden. Wie anders ist es zu verstehen, dass sich der letzte Präsident vor allen anderen Menschen mit seiner Entourage und einer großen Summe Geldes als erster ins Ausland absetzt?

4. Die Sicherheitskräfte des Landes, die Armee und Polizei, die die demokratische Entwicklung des Landes schützen sollten, befinden sich de facto in Auflösung, seitdem der endgültige Abzug der ausländischen Streitkräfte umgesetzt wurde. Sie sind weder in der Lage, noch willens das Machtvakuum zu füllen, sondern übergaben in dramatischer Geschwindigkeit den bewaffneten Einheiten der Taliban die jeweiligen Regionen. Mehrere hundert Angehörigen der Armee haben sich mit ihrem Militärgerät in Nachbarländer abgesetzt. 

5. Das größte Drama erleben jedoch die zivilen Hilfskräfte und die Zivilbevölkerung. Es ist bekannt, dass die „Ortskräfte“, also afghanischen Mitarbeiter der jeweiligen ausländischen Streitkräfte sowie Helfer in zivilen Entwicklungsprojekten, von den Taliban als „Kollaborateure“ angesehen werden. Sie sind bei der erwarteten Machtübernahme der Taliban besonders gefährdet. Dennoch gab es bis vor wenigen Tagen keine Planungen, wie deren Schutz gewährleistet werden könne bzw. oder ob man ihnen politisches Asyl in dem jeweiligen Land gewähren solle. Ortskräfte sollten auf eigene Kosten mit Zivilflugzeugen ausreisen. Außerdem sollte die Bearbeitung des Asylantrags in Afghanistan selber erfolgen – ein Verfahren, das schon unter normalen Umständen mehrere Wochen dauert. Deutschland ging sogar soweit, noch im Juli 2021 abgelehnte Asylbewerber nach Afghanistan abzuschieben, da es dort auch „sichere Regionen gebe“. Erst in den Tagen des größten Chaos überboten sich alle Politiker in der Forderung nach Aufnahme der Hilfskräfte – wissend, dass eine geregelte Evakuierung gar nicht mehr möglich ist.

Die FIR unterstützt in dieser Situation die Appelle des UN-Generalsekretärs und den Beschluss des UN-Sicherheitsrates zu einem sofortigen Ende der Gewalt. Der Schutz aller Afghanen und internationalen Bürger müsse gewährleistet sein.

Die FIR fordert alle Staaten auf, Ortskräften und ihren Familien Asyl und Aufnahme zu gewähren. Das ist das mindeste, was sie zur Vermeidung einer humanitären Katastrophe tun können.

Esther Bejarano, Überlebende des Vernichtungslagers Auschwitz und Mitglied im Ehrenpräsidium der FIR verstorben

10. Juli 2021

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Am 10. Juli 2021 erreichte uns die traurige Nachricht, dass Esther Bejarano, Überlebende des Vernichtungslagers Auschwitz und seit Jahrzehnten in der antifaschistischen Bewegung in Hamburg tätig, Ehrenvorsitzende der deutschen VVN-BdA im Alter von 96 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit verstorben ist. Wir sind betroffen und traurig.

Die VVN-BdA beschreibt in ihrem Nachruf Esther Bejarano als eine Frau von großer Entschiedenheit und geradezu unglaublichem Elan, die viele von uns noch bis vor kurzem auf der großen Bühne erleben durften. Zuletzt saß sie am 8. Mai auf unserer kleinen Bühne im Hamburger Gängeviertel und erzählte von ihrer Befreiung am 3. Mai 1945 durch Soldaten der Roten Armee und der US-Armee, die kurz nacheinander in der kleinen Stadt Lübsz eintrafen. Dort hatte Esther mit einigen Freundinnen aus dem KZ Ravensbrück Unterschlupf gefunden, nachdem sie gemeinsam dem Todesmarsch entflohen waren.

Unvergessen ist ihre Petition zum 8. Mai, die von über 150.000 Menschen unterstützt wurde. „Der 8. Mai muss ein Feiertag werden! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten. Und hilft vielleicht, endlich zu begreifen, dass der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung war, der Niederschlagung des NS-Regimes. Am 8. Mai wäre dann Gelegenheit, über die großen Hoffnungen der Menschheit nachzudenken: Über Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – und Schwesterlichkeit.“

Der FIR-Kongress in Reggio Emilia ernannte sie zum Mitglied des Ehrenpräsidiums mit folgender Begründung: „Wir würdigen Deine jahrzehntelange aktive Arbeit in den Reihen der VVN-BdA, als unermüdliche Zeitzeugin und als antifaschistische Künstlerin. Gerade Deine intensive Arbeit mit den jungen Generationen und Dein Einmischen in die politischen Auseinandersetzungen der Gegenwart sind beispielhaft für uns alle.“

Nun ist die unermüdliche „Zeitzeugin“ gegen Vergessen des historischen Faschismus und Verharmlosen des Neofaschismus, Mahnerin und Kämpferin für Menschenrechte, Frieden und eine solidarische Gesellschaft von uns gegangen.

Die FIR spricht den Kindern von Esther Bejarano, ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern in der VVN-BdA, im deutschen und Internationalen Auschwitz-Komitee und allen mit ihr verbundenen Antifaschisten ihr tiefempfundenes Beileid aus.

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